Das ZeMuLi und die Oberbayerische Architektur
Wie sieht ein Forschungs-, Bildungs- und Kulturzentrum für den Bezirk Oberbayern aus? Eine Einrichtung, die nicht nur der Archivierung und Erforschung von oberbayerischer Literatur, Sprache und Musik, sondern auch ihrer Pflege und Weiterentwicklung dient. Zudem ein Zentrum, das auf dem Land und nicht in der Hauptstadt steht. Verleiht man ihm, dem „ZeMuLi“ – Zentrum für Volksmusik, Literatur und Popularmusik, eine einprägsame neue Gestalt oder bekleidet man es mit den bekannten Mustern? Welche bekannte Muster? Welches Bild wird die Architektur prägen?
Auf die Architektur bezogen ist „oberbayerisch“ ein schillernder Begriff. Sucht man nach typisch oberbayerischer Architektur, entdeckt man, dass es keinen einheitlichen oberbayerischen Baustil, sondern nur unterschiedliche Bauweisen gibt. Man stellt fest, dass Oberbayern kein Stück Land, sondern eine Region ist, die sich nicht aus einer neutralen Fläche, sondern aus Landschafts- und Kulturräumen zusammensetzt: Unterschiedliche Geografien brachten unterschiedliche Bautraditionen hervor. Sie sind von Geländeformen und Gesteinsarten ebenso geprägt wie dem Einfluss von Klima und Wetter. Dieses Zusammenspiel schuf Böden, die eine Vielfalt von Flora und Fauna ermöglichte, welche wiederum auf ihre Umwelt zurückwirkte. Es entstand ein ökologischer Kreislauf, in den der Mensch eingriff. Durch Rodung und Ackerbau beeinflusste er nicht nur die Vegetation, sondern auch das Gelände. Der Abbau von Holz, Lehm, Steinen und Erzen stellte die entscheidende Grundlage für die Errichtung von Gebäuden dar. Die Naturlandschaft ging in einer von Menschenhand gestalteten Kulturlandschaft auf.
In Oberbayern existieren unterschiedliche Baukulturen. Im Dachauer Hinterland treffen wir auf verputzte Mauerwerksbauten mit steilen Strohdächern, im Bayerischen Oberland hingegen auf naturbelassene Holzblockbauten mit flachen und mit Legschindeln bedeckten Holzdächern. Wir bemerken, dass die Oberlandlerische Architektur mehr Gemeinsamkeiten mit der Tirolerischen oder Salzburgischen Tradition aufweist als dem Altmühltal, das zwar zu Oberbayern gehört, doch eher dem Fränkischen Nahe steht. Oberbayerische Architektur „beschreibt“ eine politische und eben keine stilistische Zugehörigkeit.
Der Abbau und die Verarbeitung von lokal verfügbaren Materialien wie Stein, Holz, Stroh und Lehm führten überall, trotz der nahezu einheitlich patriarchalisch strukturierten, agrarischen Gesellschaft, zu unterschiedlichen Gebäudetypen und Gewerken. Zimmerer, Steinmetze und Maurer verfeinerten ihr Handwerk kontinuierlich an den Erfordernissen, die Umwelt, Natur und Nutzung ihnen auferlegten. Ein Strohdach musste steil sein, damit Wasser und Schnee schnell abglitt. Legschindel hingegen mussten flach liegen, da sie sonst von der Unterkonstruktion einfach abrutschten. Für schwere Schneelasten war Stroh nicht geeignet und anhaltende Feuchte hätte es schnell zerstört. Mit dem Schnee, der sich auf den flachen Holzdächern ansammelte, kamen die Holzschindeln hingegen gut zurecht, den Bewohnern diente er sogar als Wärmedämmung. Unterschiedliche Wirtschaftsformen wie Getreideanbau oder Viehhaltung bestimmten die Ordnung der Grundrisse maßgeblich. Unterschiedliche Sozial- und Rechtsräume bedingen unterschiedlichen Maßstäbe und Gebäudetypen wie Einfirsthöfe oder Mehrfirsthofanlagen. Das geltende Erbrecht führte im Norden zu kleinteiligeren Strukturen als im Süden.
Die patriarchalisch und kirchlich definierte Agrargesellschaft prägte seit dem Mittelalter bis ins 19.Jahrhundert die Kulturlandschaft. Trotz des steten Wandels, dem Landschaft und Architektur schon immer ausgesetzt waren, wurde im 19.Jahrhundert das zu diesem Zeitpunkt vorherrschende Bild von Landschaft und Architektur als ein in sich abgeschlossenes System begriffen und von Wissenschaftlern und Künstlern in Wort und Bild fixiert. Die Landschaft und die Architektur, die in den Bildern meist nur als Staffage eingesetzt wurde, wurden dabei idealisiert und als vermeintlich immer schon dagewesenes Erbe kanonisiert. Der Stand der Entwicklung wurde für alle Zeiten eingefroren. Dabei begann sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Bild der Landschaft nach und nach zu verändern. Mit zunehmender Industrialisierung, Aufklärung, Bildung und Vernetzung gingen große Umgestaltungen der bislang einheitlich geprägten Landschaft einher. Die bestehende Agrargesellschaft wandelte sich erst zu einer Industrie- und dann zu einer Dienstleistungsgesellschaft; wobei mancherorts die Phase der Industrialisierung übersprungen wurde. Es fand ein Paradigmenwechsel statt, der die traditionellen Bauweisen hinfällig machte. Baustoffe und Produkte waren nun aufgrund einer zunehmend flächendeckenden Infrastruktur aus Eisenbahn und Straßennetz nahezu überall verfügbar. Industrielle Fertigung ermöglichte allerorts den Einsatz von gleichen, zunehmend standardisierten, Produkten. Die Einführung von Normen egalisierte die lokalen, handwerklich geprägten Bautraditionen.
Produktionsstätten zogen nicht nur neue Berufe und neues Personal nach sich, sondern auch vollkommen neue Gebäudetypen. Gleisanlagen, Bahnhöfe, Fabriken mit weitgespannten Hallen, großen Fenstern und oftmals hohen Schornsteinen gehörten zu den ersten Aufgaben, die von dem sich wandelnden Berufsstand der Baumeister gefordert wurden. Das Leben ohne oder mit weniger Landwirtschaft bedingte auf dem Land einfachere Wohnformen als es der Ackerbau und das komplexe Zusammenleben von Mensch und Tier verlangte. Die Wohnstätten ähnelten einander immer mehr. Dem vereinfachten Wohnen standen hingegen vollkommen neue andere Bauaufgaben gegenüber. Nicht mehr das eigene Feld, sondern Läden dienten der Versorgung. Waren aller Art wurden in nie dagewesener Fülle zum Kauf angeboten.
Die immer komplexer und diverser werdenden Gesellschaft verlangte Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime. Aus der neu geschaffenen Ressource Freizeit entstand zudem mit dem Tourismus ein vollkommen neuer Wirtschaftszweig, Theater und Bäder folgten. Bauern flohen vom Land in die Stadt, Sommerfrischler zog es aus der Stadt aufs Land hinaus. Die einst strikt getrennten Lebensläufe von Stadt- und Landbevölkerung glichen einander immer mehr. Auf dem Land zerfiel die dörfliche Kleinstruktur in gleichem Maß wie die kompakte Baumasse der ehemals von Stadtmauern umwehrten Städte. Zersiedelung hier und dort. Aus den ehemals nahezu in sich geschlossenen Landschaftsräumen wurden offene Begegnungsräume.
Die Veränderungen betrafen nicht nur Oberbayern, sondern durchdrangen den gesamten europäischen Kontext. Nahezu alle Landschaftsräume waren vom Wandel betroffen. Oft stellte der Wandel einen Umruch des allzeit Vertrauten dar. Entfremdung, Entwurzelung und soziale Konflikte waren neben allem Fortschritt die Folge.
Architekten, Ingenieure, Bauindustrie und Handwerk mussten sich dem Wandel stellen. Sie fanden unterschiedliche Herangehensweisen, die jeweils zu unterschiedlichen Lösungen führten. Neue Wege wurden beschritten und auf allen Ebenen viel experimentiert. Meilensteine der Entwicklung waren die Künstlerkolonie am „Monte Verità“ bei Ascona, Arts and Crafts Movement, der Deutschen Werkbund oder die Gartenstadt Hellerau bei Dresden. Die einen praktizierten unter der radikalen Loslösung von den geltenden Ordnungen vollkommen neue Lebensformen, die andere erarbeiteten konkrete Angebote zum Wohnen, zur Arbeit und für die Kultur. Radikaler Individualismus und sozialer Gerechtigkeitssinn existierten nebeneinander. Anders als früher, erfolgten die Impulse nicht aus dem eigenen betroffenem Landschaftsraum, sondern aus dem europäischen Kontext.
In England, das schon früh und besonders stark von den Veränderungen betroffen war, wurden als erstes Lösungen entwickelt, die schließlich überall Anwendung und Modifikation fanden. Akademische Überlegungen, die stark mit den Architekturstilen der Vergangenheit arbeiteten, spielten dabei generell eine wichtige Rolle. Die wichtigen Entwurfsansätze lieferte die „Reformarchitektur“. Sie war Ende des 19.Jahrhunderts aus der Lebensreformbewegung hervorgegangen und kristallisierte sich im Vorfeld des Ersten Weltkrieges als richtungsweisende Strömung heraus. Wegbereiter und Protagonisten waren John Ruskin, William Morris, Hermann Muthesius und Heinrich Tessenow. Oberbayerische Intellektuelle, Künstler:innen und Architekten waren am Prozess beteiligt: Margarete Beutler, Erich Mühsam, Oskar Maria Graf, Georg Schrimpf und Richard Riemerschmid seien stellvertretend genannt.
Den Architekten der Reformarchitektur gelang es als einzige, die neuen gesellschaftlichen und sozialen Anforderungen in einem umfassenden Gestaltungsansatz zu bündeln. Entscheidend war dabei, dass sie ihre Entwürfe nicht alleine aus einer Interpretation der Geschichte, sondern aus der direkten Auseinandersetzung mit den neuen Lebens- und Arbeitsprozessen gewannen. Nicht durchgängige Formen und Stilismen prägten deshalb ihren gestalterischen Ansatz, sondern die Suche nach einem angemessenem Angebot für Wohnen, Arbeiten und Kultur-Schaffen, das mit den neuen Lebenssituationen einherging. Eine gesamtheitliche Betrachtungsweise durchdrang ihre städtebaulichen und baukünstlerischen Konzepte. Dementsprechend standen nicht nur die Fassadengestaltung, sondern die Durchgestaltung der gesamten Stadt mit Gebäude einschließlich Ausbau und Möbel im Fokus.
Im 20.Jahrhundert nahmen die Architekten der Reformarchitektur zwei unterschiedliche Wege. Der eine Teil betonte den von Anfang an in der Bewegung zirkulierenden Bezug auf die lokale Tradition, was sich in der Übernahme von historischen Dachformen, Konstruktionen und Schmuckelementen artikulierte. Der andere Teil, vertreten durch das Bauhaus, löste sich von den traditionellen Bauweisen, grenzte sich gegen diese ab und propagierte eine sachlich-abstrakte Formensprache, die ohne Historizismen und lokale Bezüge auskam. Steil- und Flachdach wurden zu den Insignien der beiden unterschiedlichen Haltungen, die sich bald als „Heimatstil“ und „Moderne“ gegenüber standen. Es entstand ein regelrechter Streit, der in der Zeit des Nationalsozialismus – trotz des anhaltenden technischen Fortschritts und dem Dafürhalten vieler „moderner“ Architekten – unter dem Diktat der „Blut-und-Boden-Ideologie“ zugunsten des Heimatstils entschieden wurde. Die Nationalsozialisten vereinnahmten den Begriff „Heimat“ und erklärten ihre Auslegung zur Staatsdoktrin.
Der Streit um die richtige Architektur – Traditionalismus oder Moderne – flammte nach dem Zweiten Weltkrieg erneut auf. Infolge des Wiederaufbaus und starken Wirtschaftswachstums erfuhr die Umgestaltung des Landes eine erneute Beschleunigung. Der Ausbau von Straßen und Parkflächen setzte sich ungemindert fort. Geschosswohnungsbauten, Gewerbegebiete, Supermärkte, Schulen, Kraftwerke und sonstige Versorgungseinrichtungen transformierten die Landschaftsräume nochmals in einen anderen, noch größeren Maßstab. Europa, Digitalisierung und globale Vernetzung lösten bestehende Grenzen auf.
Die Entwicklung kann man am Standort ZeMuLi nachvollziehen. Die Architektur liefert auch Antworten zur anfänglichen Frage nach dem Bild, das die Umgestaltung prägen soll.
Der Ursprung geht auf ein Krankenhaus zurück, das die Gemeinde 1913 mit einem Nutzgarten zwischen dem Kirchdorf am Haunpold und dem Ort Bruckmühl errichtete; die Adresse „Krankenhausweg“ erinnert daran. Den Heil- und Hygienevorstellungen der Zeit entsprechend stand es auf nahezu freiem Gelände. Bei der Gestaltung konnte „Planfertiger“ Michael Binder aufgrund der neuen Anforderungen nicht an der lokalen Bautradition anknüpfen, sondern musste neue Wege beschreiten. Stilistisch orientierte er sich dabei am Heimatstil. Das Gebäude bestand aus einem Hauptbau als Mittelrisalit, flankiert von zwei Seitenflügeln, deren Enden als Pavillonbauten betont waren. Städtebaulich löste er die achsiale Strenge durch die asymmetrische Anordnung von zwei Nebengebäuden auf, die sich „malerisch“ in das Gesamtbild fügten.
Da es sich bei dem Ensemble nicht um einen Neubau, sondern um einen in die Jahre gekommenen Gebäudebestand handelt, ist klar, dass es bei der Frage nach dem Bild nicht um die Erfindung einer neuen Architektur, sondern um die Weiterentwicklung der Häuser geht, die der Bezirk Oberbayern am Ortsrand von Bruckmühl für die neue Nutzung erworben hatte. Aus Gründen der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sollten sie nicht einfach ersetzt, sondern im Zuge einer anstehenden Generalsanierung in einen neuen Lebensabschnitt gebracht werden. Neue Baumaterialien, ihre Anlieferung und die Aufrichtung vor Ort würden mehr Ressourcen verbrauchen als dies bei der Weiterverwendung der bestehen Bauten der Fall ist. „Graue Energie“ schlummert in den Steinen, die so – unter Einhaltung eines möglichst geringen ökologischen Fußabdrucks – ein weiteres Mal aktiviert werden kann.
Bautypologisch ist das Ensemble dem Landschaftsraum des Unteren Mangfalltals zuzuordnen, ist also ein veritables Stück oberbayerischer Architektur. Seine Gestalt hat jedoch nichts mit den historischen Bauernhöfen und Bauten der Vergangenheit zu tun. Nicht flach geneigte Satteldächer und kleine Fensteröffnungen prägen die Architektur, sondern steil geneigte Walmdächer und verhältnismäßig große Fensterflächen – allenfalls die Dachform knüpft stilistisch an die Schiffe der historischen Kirchenbauten an. Der gesamte Gebäudebestand ist eine Neuschöpfung des 20.Jahrhunderts.
Bei der Durchgestaltung des Hauses bediente sich Michael Binder am Muster des Villenbaus, das die Architekten städtebaulich und baukünstlerisch seit der Renaissance beim Bauen auf dem Land zum Einsatz brachten. Im Oberland wurde es bei den umliegenden Ferienhäusern der „Sommerfrischler“ eingeführt. Die Architekten generierten damit ein Bild, das mit dem ursprünglich „traditionellen“ Bauen auf dem Land – das immer unmittelbar aus dem Landschaftsraum schöpfte – nichts zu tun hatte. Die Motive stammten aus dem höfischen und bürgerlichen Kontext, die in kurzer Zeit fester Bestandteil der Oberbayerischen Architektur wurden.
Schon in den 1920er Jahren wurde eines der beiden Nebengebäude durch ein Altersheim ersetzt, das 1987 um einen großen Anbau erweitert wurde. 1959 wurde das Krankenhaus umgebaut. Dabei griff man mit der Überbauung der pavillonartigen Eckgestaltung und der Aufstockung der niedrig gehaltenen Seitenrisalite massiv in die bauzeitliche villenartige Gebäudestruktur ein. 1979 erfolgte die Umnutzung zur Schule. 1999, bei der Umnutzung zum Volksmusikarchiv erfuhr das Gebäude nochmals einen starken baulichen Eingriff.
Obwohl sich die Planer aller Umbauten und Umnutzungen an den übergeordneten Gestaltungsprinzipien des ursprünglichen Krankenhaus-Baues anlehnten, gelang ihnen bei der Durchgestaltung der Baudetails nicht, an den gestalterischen Qualitäten des Ursprung-Baus anzuknüpfen. Die vielen Um- und Anbauten sind aus baukünstlerischer Sicht geradezu „unglücklich“ verlaufen, da bei den Umgestaltungen die feingliedrigen und qualitätsvollen Baudetails der Entstehungszeit verloren gingen. Trotzdem zeichnet das Ensemble eine robuste städtebauliche und bauplastische Grundstruktur aus. Die einheitlichen Dachformen, die im Zusammenspiel eine interessante „Landschaft“ bilden, die durchgängigen Materialien, die jeweils mit ihren haptischen Qualitäten überzeugen und die ausbalancierte Maßstäblichkeit der Baukörper verleihen dem gesamten Ensemble eine Grundcharakteristik, auf der die Transformation des Geländes zum ZeMuLi gut aufsetzen kann. Es geht dabei nicht um das intellektuelle Verständnis des historischen Bautypus „Krankenhaus“, sondern um die vielschichtigen Einflüsse, die zum „Krankenhaus am Haunpold“ führten. Die Reformarchitektur setzte dabei die entscheidenden Impulse.
Die Gestalt – das Bild, das die Architektur prägt – muss hier nicht neu erfunden werden. Sie wohnt dem Bestand bereits inne. Sie muss allerdings herausgeholt und aktiviert werden. Architektur speichert neben „grauer Energie“ immer auch die Bilder, die zu seiner Entstehung führten. In unseren Köpfen imaginieren sie mehr als es der bloße Gebäudebestand hergibt. Die Wiedererinnerung an die Lebensreformbewegung öffnet Horizonte, verleiht Inspiration und spornt zum Weiterdenken an. Die Bewegung fand hier am Standort ZeMuLi eine respektable Setzung. Heilkunst und Fürsorge sind den Bauten ebenso eingeschrieben wie der Umgang mit Lesen und Schreiben. Musik spielte schon vor der Zwischennutzung als Volksmusikarchiv eine bedeutende Rolle. Die Bilder, die hinter den Umbauten stehen, erzählen und behandeln Geschichten: von sich und über sich – woher wir kommen, wo wir stehen und wohin wir gehen. Themen, die Forscher, Musiker und Literaten – auch am ZeMuLi – schon immer beschäftigten. Wir erschaffen keine neue Geschichte, sondern erzählen die bestehende fort. Wir führen die bestehenden Bauten zu einem neuen Ort zusammen, an dem sich Wissenschaft und Kunst begegnen. Decken- und Wanddurchbrüche werden Sichtbeziehungen und Einblicke in die Bibliotheks-, Lese- und Proberäume ermöglichen. Noten und Texte wird man finden, gesprochenes Wort und Musik allerorts hören. Portale und großformatige Fenster werden Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen mit den umliegenden Freiräumen verbinden. Eichenholz, Kalkstein und fein gegliederte Putzflächen werden überall zu fassen sein. Die Gestalt des ZeMuLi – das Bild – wird keine komplett neue sein, sondern eine weiter-geformte.
2 ⁄ 2024
Robert Rechenauer
Bildnachweis
Archiv für Volksmusik und regionale Literatur, Bezirk Oberbayern
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München
Andrew Phelps
Literaturhinweise
Dadò Armando (Herausgeber), Monte Verità – Berg der Wahrheit, Mailand 1980
Neu Wilhelm, Bäuerliche Haus- und Hofformen in Oberbayern, in: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler/Georg Dehio – Bayern IV: München und Oberbayern, München 1990
Posener Julius, Vorlesungen zur Geschichte der neuen Architektur, ARCH+ Aachen 1985
Seidler Eduard, Geschichte der Medizin und Krankenpflege, Berlin Köln 1993
sowie Artikel von Dr. Katharina Baur aus dem Magazin „ZeMuLi“:
Neues Raumnutzungskonzept fürs ZeMuLi – Moderner, größer, barrierefrei. 1⁄ 2022
Vom Dorfkrankenhaus zum neuen überregionalen Zentrum – Ein Haus mit bewegter Geschichte. 2⁄ 2022